evconsult logo

Leichensäcke
Unvorstellbar...

Das Geschehen spielt sich in Kiev ab.
Ich begleite ein großes deutsches Unternehmen und meine Aufgabe ist die Suche nach einem Vertriebspartner, der die deutschen Produkte in der ganzen Ukraine vertreiben könnte.
Der deutsche Unternehmer ist unter anderem ein seriöser Lieferant von Abfallbeuteln für den Einzelhandel.

Gerade findet die letzte Sitzungsrunde statt, nach deren Ergebnissen der deutsche Unternehmer entscheiden muss, wer sein größter Vertriebspartner für die Ukraine wird. Wir sind mitten im Verhandlungsgespräch mit einem seriösen ukrainischen Unternehmen, welches auf den Vertrieb von Produkten der mittleren Preisklasse spezialisiert ist. Am Tisch sitzt an der einen Seite der ukrainische Geschäftsführer mit seinen Top-Managern, an der anderen Seite sitzen die Top-Manager aus Deutschland.

Die Verhandlungen verlaufen ruhig, alles läuft glatt. Ich dolmetsche und beide Parteien fühlen sich sehr gut. Auf einmal kramt einer der ukrainischen Manager all seine Englischkenntnisse heraus und fragt: „Haben Sie auch Leichensäcke?“ Die deutsche Partei stellt daraufhin voller Erstaunen die logische Frage: „Wie groß ist denn der Markt für diese Produkte in der Ukraine?“
Die ukrainische Partei missversteht diese Frage allerdings und antwortet in gebrochenem Englisch: „42 Millionen Menschen“, d.h. praktisch die gesamte ukrainische Bevölkerung.
In diesem Moment fangen die deutschen Manager an, mir unter dem Tisch Zeichen zu machen, wir müssten die Verhandlungen sofort abbrechen, da die Situation für sie „lebensgefährlich“ würde.

Ich musste mir große Mühe geben und mein ganzes Geschick einsetzen, um den deutschen Managern das Anliegen der ukrainischen Partei zu erklären. Das Ergebnis war: Alle gingen positiv gestimmt auseinander und konnten sogar gemeinsam über die Situation lachen.

Fazit: Leider kann man das Geschäftsenglisch in den GUS-Staaten oft vergessen und muss sich deshalb auf ungewöhnliche Situationen einstellen. Es ist besser, geschäftliche Verhandlungen einem Profi anzuvertrauen, der Missverständnisse aufdecken und Spannungen glätten kann. Ich empfehle, die Sparte „Export nach Russland und in die Ukraine“ anzusehen.